[Event] Eat me... or drink me?

Raine war schon immer sehr neugierig gewesen, das war stets Teil ihrer Natur gewesen und leider auch eine ihrer größten Schwächen als Kitsune. Natürlich hatte sie die alte Dame nicht gekannt, die sie so freundlich zu Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. War sie ihr dennoch in ihr dennoch in ihr seltsam anmutendes Haus gefolgt? Natürlich. Aber sie war dort nicht der einzige Gast gewesen. Eine recht zierliche junge Dame mit blassblauer Haut und spitzen Ohren war ebenfalls dort eingekehrt und eine Dame mit Flügeln, wie Raine sie schon oft bei Feen gesehen hatte. Die Hausbesitzerin hatte einen sehr netten und unschuldigen Eindruck gemacht, vielleicht etwas seltsam aber sicherlich nicht bedrohlich. Was Raine viel mehr Sorgen bereitet hatte, war die Katze der älteren Dame, die ihre Präsenz sofort deutlich gemacht hatte. Der Fellball hatte sich sehr aufdringlich verhalten und die Gäste seiner Besitzerin keine Sekunde lang aus den Augen gelassen. Als Kitsune pflegte sie Katzen gegenüber eher gemischte Gefühle, auch wenn sich Füchs und Katzen charakterlich ähnlich waren, so waren sie dennoch keine Freunde. Deshalb war sie selbst als Fuchsgeist den Samtpfoten eher misstrauisch gegenüber eingestellt. Doch es war sicherlich nicht die Schuld der Katze, dass sie gerade aus recht wirren Träumen erwachte. Ihr Bett fühlte sich wesentlich unbequemer als sonst an und als sie die Augen aufschlug runzelte sie kurz die Stirn. Sie besaß keine Decke in einem solch seltsamen Gelbton und schon gar nicht mit einem so schrecklichen Blumenmuster. Auch fühlte sich ihr Untergrund so gar nicht nach ihrem Bett an. Da machte es plötzlich Klick in ihrem Kopf. Sie war gar nicht zu Hause und sie hatte auch nie das urige Haus der alten Dame verlassen, denn mittlerweile war sie sich ziemlich sicher, dass sie sich noch in ebenjenem befand. Das Sofa, auf welchem sie Platz genommen hatte, war nämlich mit genau gleichen Stoff bezogen gewesen wie der unter ihr. Nur etwas passte nicht ganz in dieses Bild. In ihrer Erinnerung war das Sofa nicht so groß gewesen, allgemein war es viel größer als jedes andere Sofa, das sie bisher gesehen hatte. Oder konnte es etwa sein, dass das sich nicht die Größe ihrer Sitzgelegenheit verändert hatte, sondern ihre eigene? Ein kurzer Blick nach oben verriet ihr, dass sich ihre Vermutung leider bestätigte. Sie befand sich noch immer im recht kuriosen eingerichteten Wohnzimmer der alten Dame, nur schien alles wesentlich größer zu sein als zuvor. Irritiert versuchte sich Raine daran zu erinnern, was geschehen war, doch als sie in Gedanken versuchte das Geschehene zu rekonstruieren, setzte ab einem gewissen Zeitpunkt nur ein stechender Schmerz ein, aber die Erinnerungen blieben aus. Das konnte kein gutes Zeichen sein.

Sie war gerade dabei sich aufzurappeln, als sie eine Stimme neben sich vernahm. Ein kurzer Seitenblick erinnerte sie daran, dass sie nicht als einzige in dieser prekären Situation gelandet war. Neben ihr stand die junge Dame, mit der sie sich einen Platz auf dem Sofa geteilt hatte. Auch ihre Körpergröße hatte sich deutlich reduziert. "Allem Anschein nach sind wir wohl noch immer im gleichen Zimmer wie zuvor. Ich kann mich jedenfalls noch daran erinnern, wie ich mich hier hingesetzt habe, aber dann.." Sie zuckte mit den Schultern und nahm sich einen Moment Zeit sich endlich vollkommen aufzurichten. "Mein Name lautet Raine." Dabei richtete sie kurz ihre neun Fuchsschwänze auf, bevor sich diese wieder legten und scheinbar zu einem dichten Schweif verschmolzen. "Allem Anschein nach sind wir wohl geschrumpft oder alles um uns herum ist plötzlich einfach riesig geworden." Sie macht ein paar zaghafte Schritte auf dem federnden Untergrund, um sich dann erneut umzusehen. Von der alten Frau und der Dame mit den Flügeln war keine Spur zu sehen. Sie stemmte die Hände in die Hüften. "Hmm...also eigentlich war ich mit meiner vorherigen Körpergröße recht zufrieden. Hoffentlich kann man diesen ganzen Spaß hier wieder rückgängig machen." Irgendwo vernahm sie ein leises Geräusch, welches sie jedoch nicht ganz zuordnen konnte. Ihre Ohren wendeten sich beinahe automatisch in die entsprechende Richtung. Mit einem prüfenden Blick versuchte sie herauszufinden, was sie da gehört hatte, doch sie konnte nichts verdächtiges entdecken.

Was Amalia sagte, stimmte. Die Katze der älteren Dame war wirklich etwas sehr aufdringlich gewesen, aber vor allem hatte sie an der Rothaarigen Interesse gezeigt. In Raines Augen lag das wohl an dem leicht fischigen Duft den die junge Dame verströmte, was sie in diesem Moment aber nicht aussprechen wollte. Für Menschen und viele andere Wesen war dieser besondere Odor nicht wirklich wahrnehmbar, doch der Kitsune entging mit ihren scharfen Sinnen so gut wie nichts. Ihre Nase war ein exzellentes Werkzeug für sie, das ihr oft dabei half Menschen und andere magische Wesen voneinander zu unterschieden. Es ließ sich nicht leugnen, dass die meisten Wesen einen wesentlich exotischeren Duft ausstrahlten als reguläre Menschen. Genau deshalb war sie aber auch über ihre aktuelle Situation so verwundert. Die Hausbesitzerin hatte nämlich für sie nicht wie ein magisches Wesen gerochen, ihr Geruch war tatsächlich sehr gewöhnlich gewesen.
"Nun ja, ich gehe davon aus, dass wir leider die einzigen sind, deren Größe sich so drastisch verändert hat." Natürlich war sie sich bei dieser Sache nicht ganz sicher, aber sie wollte sich nicht allzu große Hoffnungen machen. "Wenn mich meine Ohren nicht täuschen, sollten wir auf jeden Fall versuchen so leise wie möglich vorzugehen, außer wir wollen als nächstes zum Katzensnack werden." Was sie nämlich vor nur wenigen Sekunden wahrgenommen hatte und nicht genau hatte zuordnen können, war für ihr Gehör nun deutlich lauter geworden, sodass sie es nun auch erkannte. Es handelte sich dabei definitiv um die Schritte eines Vierbeiners und das einzige Wesen, das dafür in Frage kam, war wohl oder übel die Katze der alten Dame. Jetzt war absolute Vorsicht geboten. Sicherlich konnte sie sich irgendwo verstecken, aber Raine war sich ziemlich sicher, dass die Fellnase sie dennoch irgendwann finden würde aufgrund ihrer ebenso feinen Nase. Die einzig wirklich sinnvolle Lösung war leider, dass sie irgendeine Möglichkeit fanden ihre ursprüngliche Körpergröße zurückzuerlangen.
"Wir müssen auf jeden Fall hier weg." Doch vom Sofa einfach herunterzuspringen war keine gute Option, für ihre Verhältnisse befanden sie sich aktuell in schwindelerregender Höhe und bei einem Sprung auf den Boden würden sie sich sicherlich alle Knochen brechen. Doch dann erblickte Raine einen Korb voller Wolle und Stricknadeln. "Schau mal, das sollte uns helfen können." Mit diesen Worten lief sie auch schon los in Richtung des Korbs. Ihre Schritte schwankten ein wenig, da das Sofa ein wenig unter ihr nachgab. Mit ein paar geschickten Griffen schaffte sie es in den Korb mit dem Strickzeug zu klettern. Zum Glück war aus Weideästen geflochten, was ihr den Aufstieg deutlich erleichterte. "Wir sollten das bei unserer Größe wie ein Seil benutzen können. Wenn wir es am Sofa festbinden, sollten wir einfach daran herunterklettern können." Begeistert von ihrer Idee machte sie sich sofort daran ein loses Ende eines Wollknäuels zu suchen.